Teebeutel-Weitwurf

tisch.jpg (15803 Byte) Kein Fleck in der Kueche hat noch keinen Teebeutel gesehen!

Angefangen hat alles an einem nicht ganz so schoenen Tag, als mir meine Mitbewohner mitteilten, dass ich meine Teebeutel nicht mehr in den Aschenbecher ablegen duerfe. Ich als teetrinkende Minderheit - alle anderen trinken Kaffee - empfand es als Ungerechtigkeit.

Ok, es ist nicht der schoenste Anblick, den man morgens erblicken kann, wenn  Zigarettenkippen, Asche und der Teebeutel eine Einheit bilden. Aber es gibt schliesslich Schlimmeres. (In Somalia verhungern die Kinder...)

Leider konnte ich aber keine weitere Stimme fuer mich gewinnen, sodass es in der naechsten WG-Besprechung schriftlich im Protokoll fixiert wurde: das-Teebeutel-im-Aschenbecher-ablege-Verbot.

Da der Weg zum Muelleimer (auch Aschtonne genannt) relativ weit ist und meist etliche Hindernisse ihn fast unmoeglich machen, stand ich vor einem Alltags-Problem.

Was sollte ich jetzt nur mit den Teebeuteln anfangen, wenn mein Tee fertiggezogen hatte.
Tausende von Gedanken schossen mir, wie Spermien auf dem Weg zur Eizelle, durch den Kopf. Sollte ich den Teebeutel in Zukunft einfach aufessen, oder vielleicht unter einem Teller verstecken? Mal ganz abgesehen davon, dass ich jeden Teebeutel sowieso so oft verwende bis das Wasser keine Farbe mehr annimmt.

Ganz getreu dem Motto: "Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht." entsann ich nach einer kreativeren Loesung.

Irgendwann kam mir dann DIE Idee: aus Protest gegen die Neuregelung fing ich an, den Teebeutel demonstrativ aus etwa 1 Meter Hoehe mitten auf den Tisch klatschen zu lassen. Das gibt immer eine ziemliche Sauerei - aber das ist ok und irre knorke!

Manche Gaeste schockiert es vielleicht sogar leicht, was ich natuerlich beabsichtige (really shocking), was mich widerum natuerlich in meinem Gerechtigkeitsgefuehl bestaerkt.

Als Abwandlung gibt es dann noch die Moeglichkeit den Teebeutel vor dem Aufprall ordentlich, in Hammerwerfer-Manier, durch die Luft kreisen zu lassen (gibt interessante Wassergebilde an der Wand) und eine grosse Lake auf dem Tisch.

Werde ich erzuernt, befinde ich mich in einem Zustand der totalen Langeweile oder trifft beides auch nicht zu, kann es schon mal vorkommen, das ich nach den obligatorischen Warteminuten (Warten ist ja eh das Schoenste - wie beim Pizza-Service, wenn er nicht kommt, weil man im Internet bestellt hat und die Bestellung nicht funktioniert hat), die der Tee so ziehen sollte, einen Mitbewohner anvisiere und den Teebeutel auf die Flugbahn mitten in dessen Gesicht schicke. Dies hat meist eine ausartende Teebeutel- oder Fluessigkeiten-Schlacht zur Folge.

Manchmal treffe ich nicht ganz - und dann bleibt der Teebeutel schon mal einige Zeit ueber der Tuere kleben.

Aber insgesamt gesehen, bin ich schon recht geuebt und treffe auch Ziele hinter Kuehlschranktueren und einige Meter entfernt.

Auch die anderen haben inzwischen Gefallen an meinem Hobby gefunden und schleudern ordentlich mit. Letztens haben wir es auch mal mit Milch-TetraPaks ausprobiert, aber die platzen ziemlich schnell und hinterlassen auch stinkende Spuren; deshalb leider nicht zur Nachahmung empfohlen.

Jetzt muss ich nur noch abwarten bis die Disziplin olympisch wird.

[cm 29.1.99]