Als frisch geschiedenes, beziehungsglückliches Paar-Element, Kind meiner getrennt-gemeinsam-lebenden Eltern, Schwester meines Patchwork-Family-führenden Bruders, in Freundschaft mit allen bisherigen, relevanten Lebensabschnittspartner lebendes Wesen, stelle ich mir immer öfter die Frage was eine "gesunde" Beziehung ausmacht.
Wo ist der gemeinsame Nenner zu finden, der in jedem beziehungsfähigen Menschen steckt? Wo sind die wahren Grenzen? Was macht Beziehungsglück aus und was bewirkt Fremdgehen? Warum haben manche Menschen ständig Liebesbeziehungen und andere lange Pausen? Wann ist man überhaupt bindungsfähig? Wie viele Gemeinsamkeiten müssen da sein? Wie viele potentielle Lebenspartner hat ein Mensch auf diesem Planeten? Wie geht man sicher, dass man sein perfektes Glück nicht verpasst? Ist Flirten ausserhalb von Beziehungen erlaubt? Warum verfällt man nach einigen Monaten immer in die gleichen Beziehungsmuster? Hat er wirklich Ähnlichkeit mit der eigenen Mutter/dem eigenen Vater? Warum merkt die Tussi vor einem an der Supermarktkasse nicht, dass es ihrem Freund peinlich ist, wenn sie ihn "Burzelchen" ruft? Wie weit muss man sich selbst abgrenzen, um nicht plötzlich in ein Beziehungsloch zu fallen? Kann man in Ex-Beziehungen Parallelen finden? Gibt es Freunde im Freundeskreis von denen man eigentlich ab und zu mehr will? Wo liegen die Tabus? Wie kann ich verhindern, dass aus meiner jetzigen Beziehung niemals die Luft raus ist? Sind Geheimnisse wichtig? Ist es wahr, dass das Unnahbare anzieht und das Vertraute mit der Zeit den Reiz verlieren muss? Wie war der Duft der ersten Liebe? Wer war die erste grosse Liebe eigentlich? Wie lautet die Halbwertzeit von menschlichen Beziehungen? Wie lautet die chemische Zusammensetzung für Liebe? Ist Eifersucht erlaubt? Ist Interesse an einer Romanze mit einem anderen Menschen erlaubt? Darf man mit gutem Gewissen träumen, jemanden zärtlich über den Arm zu streicheln, die Stirn zu küssen oder an einem schönen Sommertag auf einer Wiese die Wolken deuten? Zu lachen? Was ist schlimmer: körperliches oder geistiges Fremdgehen? Warum geht man fremd? Wann kann man Fremdgehen tolerieren? Kann man mit jemanden so intensiv nur befreundet sein, dass es einem viel mehr bedeutet als die Beziehung die man gerade führt? Funktioniert eine Beziehung ohne Sex? Kann man mehrere Menschen gleichzeitig lieben? Wie verändert finanzielle Abhängigkeit eine Beziehung? Darf man alten Beziehungen hinterher trauern? Warum verändern sich die Ex-Partner nach der Beziehung in Wesen, von denen man während der Beziehung nur träumen konnte? Kann es klappen, wenn man es ein zweites, drittes Mal probiert? Spürt man die grosse Liebe? Wie kann man ständig die ersten 6 Monate einer neuen Beziehung leben? Wie vermeidet man Langeweile? Wie befriedigt man die Neugier in einer etablierten Beziehung? Wie wichtig sind Rituale? Darf man dem Partner verbieten andere Menschen zu lieben? Ist Misstrauen das sichere Ende von gutem Sex? Warum sinkt das Interesse von Männern in einer normalen Unterhaltung sobald man preisgibt, das man eine glückliche Beziehung führt? Warum ist es bei Männern fast schon eine gesellschaftlich-akzeptierte Tugend fremd zu gehen? Kenne ich jemanden, mit dem ich lieber zusammen wäre als mit dem jetzigen Partner?
Zugegeben, das sind eine Menge Fragen. Ich kenne dazu nur meine Antworten und überdenke diese regelmässig in Zusammenhang mit der Sterblichkeit des Menschseins. Wenn ich mich in dem gelebten Moment bei meinem Handeln gut fühle, dann kann es kein Fehler sein so zu leben, wie ich es mir für mich wünsche, auch wenn es vielleicht gesellschaftlich/moralisch eine Grenzüberschreitung darstellt. Was hat der geliebte Partner davon, wenn man sich selbst begrenzt? Was gibt es Schlimmeres als Jahre lang bereuen zu müssen, die richtige Gelegenheit verpasst zu haben? Was gibt es Schöneres als das Gefühl zu lieben - auch wenn sie vielleicht nur für den Bruchteil einer Sekunde ist und der andere Mensch nicht einmal davon ahnt? Das ist Leben.
Wie war das? Das Leben ist wie ein langer Schal, den eine alte Frau strickt?
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