Montag, 01.02.1999

In Muenchen ist es so kalt, dass einem die Spucke im Mund festfriert und die Wolken haengen so tief, dass sie fast meine Frisur voellig durcheinander gebracht haetten. Auch gut, denke ich mir. Dann eben so. Ich bin auf dem Weg in die Uni. Heute sollen sie  erfahren, dass ich begehrt und beliebt bin. Ich zeige es ihnen allen. Das ganze Wochenende habe ich mit komplizierten Vorbereitungen verbracht.

Knapp zwei Stunden hat es gebraucht, bis ich den Knutschfleck mit dem Staubsauger an der richtigen Stelle plaziert hatte. Vorher hab ich natuerlich an andern Koerperstellen geuebt. Ist ja nicht so wild, dass mein Bein jetzt aussieht, als wäre ich von zehn Handgranaten getroffen worden. Jetzt trage ich bei dieser Schweinekaelte eine Bluse, deren Ausschnitt mir nur wenig ueber den Bauchnabel reicht. Meinen Hals umschmeichelt ein schmales Halstuch, das den Blick auf meinen gigantischen, kreisrunden Knutschfleck erlaubt. Die anderen werden Augen machen.

Dann kam der unangenehme Teil des Plans. Ich hab mich ins Bad gestellt und mir die Klotuer sooft ans Auge gehauen, bis es richtig schoen blau und gruen geworden ist.

Nur Knutschflecken sind zu langweilig. Die Anderen sollen schliesslich glauben, ich haette eine unglaublich aufregende Beziehung. Nicht nur Harmonie und so'n Scheiß. Nein Leidenschaft pur, da gehoert sowas natuerlich auch dazu.

Ich bin selbstbewusst. Ich bin cool. Mich kann nichts erschuettern. Diese Saetze murmel ich ununterbrochen vor mich hin. Soll ja helfen. Die Leute in der S-Bahn schauen mich an, als haette ich einen Fleck auf der Nase...

Es schien ein guter Tag zu werden.

Doch alles kam ganz anders....